Das Wirtschaftszentrum Zürich als Labor für die Zukunft

In ihrem neuen Wirtschaftspapier umreisst die SP Stadt Zürich die zentralen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Zürich und skizziert entsprechende Lösungsansätze.

«Dem Wirtschaftsstandort Zürich geht es gut. Doch es stehen auch grosse Herausforderungen an.» So umriss Vize-Fraktionspräsident Jean-Daniel Strub die Ausgangslage am Donnerstag vor den Medien. Die Stadt Zürich sei als Wirtschaftszentrum, Hochschulstandort und Labor für neue Ideen geradezu prädestiniert dafür, innovative Antworten auf diese Herausforderungen zu finden.

Von der Digitalisierung sollen alle profitieren

Eine der prägendsten Entwicklungen der vergangenen und kommenden Jahre ist ohne Zweifel die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Die zentrale Herausforderung in diesem Bereich brachte Hannes Gassert, selber Web-Unternehmer und Start-Up-Mitbegründer auf den Punkt: «Digitalisierung muss etwas sein, das wir tun – nicht etwas, das uns angetan wird.»

 

Das ist oft nicht in erster Linie eine Frage der Mentalität, sondern der Befähigung. Damit möglichst alle Menschen von der Digitalisierung profitieren können und niemand abgehängt wird, braucht es deshalb dringend mehr Ressourcen für Aus- und Weiterbildung sowie zielgerichtete Unterstützung für Menschen, die nur über geringe oder nicht mehr nachgefragte berufliche Qualifikationen verfügen.

Zielgerichtete Investitionen in Berufsintegration

Diesen Gedanken nahm Vera Ziswiler auf, die als Expertin für Berufsintegration tagtäglich mit jungen Erwachsenen arbeitet, welche spezielle Unterstützung bei der Lehrstellensuche benötigen. «Das kostet nunmal Geld», so Ziswiler. «Doch Fakt ist eben auch, dass es die öffentliche Hand ein X-Faches mehr kosten würde, wenn diese jungen Menschen den Schritt in die Berufswelt nicht schaffen».

 

Mit zusätzlichen Hürden zu kämpfen haben in der Arbeitswelt ausserdem nach wie vor Menschen mit Behinderung. Hier können Quoten und finanzielle Anreize sinnvolle Instrumente sein, um fairere Bedingungen zu schaffen. Und um der steigenden Gefahr der Langzeitarbeitslosigkeit nach einem Stellenverlust bei älteren Arbeitnehmenden entgegenzuwirken, braucht es zielgerichtete Massnahmen wie Weiterbildungsoffensiven oder Überbrückungsrenten. Hier lohnt es sich, zu investieren. Denn wer länger im Arbeitsmarkt bleibt, bleibt oft auch länger aktiv und gesund.

Tagesschulen und ein Umdenken für mehr Chancengleichheit

Bereits vorbildlich ist die Stadt Zürich heute dank konsequent links-grüner Politik bei den Krippenplätzen. Doch für viele Zürcher Familien bleibt die Care-Arbeit nach wie vor eine grosse Herausforderung – zeitlich wie finanziell. «Steuerfinanzierte Tagesschulen würden hier nicht nur zu einer Entlastung führen, sondern könnten auch einen Beitrag zur Chancengleichheit leisten», so Gabriela Rothenfluh, Co-Präsidentin der SP Stadt Zürich.

 

Um mehr Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern hinzubekommen, brauche es jedoch auch ein Umdenken in Gesellschaft und Wirtschaft. Denn die Frauen tragen nicht nur nach wie vor den grössten Teil der Care- und Hausarbeit, sondern arbeiten auch häufiger Teilzeit und überdurchschnittlich oft in Niedriglohnbranchen. Massiv untervertreten sind sie dafür in den Chefetagen.

Faire Arbeitsbedingungen dank GAV und Kontrollen

Handlungsbedarf besteht auch bei Löhnen und Arbeitsbedingungen. «Im Kanton Zürich ist problematisch, dass Löhne und Arbeitsbedingungen zu wenig kontrolliert werden», fasst Gewerkschaftssekretär Duri Beer das Problem zusammen. Hier müsse die Stadt Zürich weiter Druck auf die zuständigen kantonalen Stellen ausüben. Ausserdem brauche es griffigere Massnahmen gegen Lohndumping sowie für Pflege und Betreuung – gesellschaftlich notwendige und stark wachsende Tätigkeiten – endlich Gesamtarbeitsverträge mit fairen Mindestlöhnen und entsprechenden Kontrollen.

 

Während die Flexibilisierung von Arbeits- und Öffnungszeiten durchaus einem Bedürfnis der Bevölkerung entspricht, darf sie nicht auf dem Buckel der Arbeitnehmenden realisiert werden. Hier braucht es flankierende Massnahmen. Eine Umgehung von Sozialversicherungsabgaben über Scheinselbständigkeit à la Uber gilt es z.B. zu verhindern. Anstatt einer zunehmenden Entgrenzung der Arbeitszeit setzt die SP zudem viel eher auf eine Arbeitszeitverkürzung. Diese schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern ermöglicht auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

 

Wirtschaftspapier der SP Stadt Zürich

Redebeiträge der Medienkonferenz