Stuhlbeine und Atomausstieg

Nach einigem Vorgeplänkel nimmt sich der Gemeinderat den Büromöbeln, Kaffeemaschinen und Kühlschränken in einem städtischen Verwaltungsgebäude an. Mit quasi religiösem Übereifer versucht uns der SVP-Referent Regli davon zu überzeugen, den Stuhlbeinen 10 % abzusägen oder nur 90 % schliessende Kühlschranktüren einzukaufen. Er wird unterstützt vom Kommissionspräsidenten aus der gleichen Fraktion (und der hätte vor einem Jahr von der damaligen SVP-Ratspräsidentin einen Rüffel – «Achten Sie auf Ihr Vocabulaire!» – kassiert), kommt aber damit nicht weit. Grundsätzlicher wird die AL, die sich ganz gegen die Anmietung einer Liegenschaft für die Verwaltung im heiligen Chreis Cheib ausspricht. Die Mehrheit ist mit unterschiedlich grossem Enthusiamus der Meinung, der Vorlage sei zuzustimmen. Der stellvertretende Vorsteher des Hochbaudepartements, Martin Vollenwyder, bekräftigt diese Haltung – wie immer mit Verve und schrägem Humor.

Nach einer guten Stunde ging’s dann dort weiter, wo wir vor einer Woche aufgehört hatten. Der Rat diskutiert für den Rest der Sitzung «s’Atom», wie dem Koni Loepfe sagt. Niemand will die Debatte vom letzten Mal wiederholen, alle tun’s und Oelhändler Theo Hauri kämpft nicht gegen das Atom, sondern gegen den Bürokratiepapiertiger. So dümpelt die Debatte dahin. Eigentlich nicht dem wichtigen Thema angemessen; ein paar prägnante Sätze pro Votum hätten bestimmt weit höhere Aufmerksamkeit erlangt als endlose Ideologielitaneien von hüben und drüben. Nach weiteren zweieinhalb Stunden ist das vorhersehbare Resultat erreicht und immerhin ein Zeichen gesetzt für den Ausstieg aus der Atomenergie, für erneuerbare Energie und für Effizienz.

Der Rat bewies auch seine eigene Effizienz; er hat vier Vorstösse abgearbeitet und acht neue eingereicht.